Wettbewerb zur Neugestaltung des Brüder-Grimm-Platzes
Der Wettbewerb
Der Brüder-Grimm-Platz bildet seit seiner Entstehung das Gelenk zwischen der Königsstraße als Hauptachse der Innenstadt und der Wilhelmshöher Allee, der Sicht- und Verbindungsachse zum UNESCO Weltkulturerbe Bergpark Wilhelmshöhe und vermittelt darüber hinaus zwischen den musealen Einrichtungen von nationalem und internationalem Rang. Dem Platz kommt damit eine Bedeutung zu, die er infolge vielfältiger Überformungen, vor allem durch verkehrsinfrastrukturelle Schwerpunktsetzungen, nicht erfüllen kann. Auf der Grundlage der Ziele der Kasseler Charta für Baukultur beabsichtigt die Stadt Kassel daher, den Brüder-Grimm-Platz grundhaft neu zu gestalten und als baukulturelles Referenzprojekt im städtebaulichen Kontext zu verankern.
Die Gesamtkosten werden auf 9,75 Mio. Euro geschätzt. Davon hat das Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat (BMI) einen 2/3 Anteil in Höhe von 6,5 Mio. Euro zugesagt. Der kommunale Anteil liegt dementsprechend bei 3,25 Mio. Euro.
Das Förderprojekt mit einer Größe von ca. 1,5 ha umfasst sowohl den Platz selbst als auch, entsprechend seiner doppelten Gelenkfunktion, Teile der Straßenräume, die den Platz mit seiner Umgebung verbinden. Hierzu zählen die Einmündungsbereiche der Oberen Königsstraße, der Friedrichsstraße (in nördlicher und südlicher Richtung), der Weinbergstraße und der Wilhelmshöher Allee im Bereich der Torhäuser. Die Grünfläche vor der Murhardschen Bibliothek bzw. östlich des Landesmuseums ist ebenfalls Teil der Maßnahme, um Aussagen über eine adäquate Gestaltung, eine bessere Einbindung des musealen Gebäudes in den Gesamtkontext und eine Definition und Ausgestaltung der Platzkante an dieser Stelle zu erhalten.
Das Wettbewerbsverfahren
Im vergangenen Jahr wurde die Neugestaltung des Brüder-Grimm-Platzes als Premiumprojekt in das Städtebauförderungsprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ des Bundes aufgenommen. Um dem hohen gestalterischen Anspruch an die Baukultur im öffentlichen Raum gerecht zu werden, hatte die Stadt Kassel einen freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb ausgelobt.
Der freiraumplanerische Wettbewerb wurde als nichtoffener zweiphasiger freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb mit vorangestelltem Bewerbungsverfahren durchgeführt.
In der ersten Phase hatten die Büros von Januar 2020 bis April 2020 Zeit, um ihre Vorschläge zu erarbeiten. Von den ursprünglich 20 teilnehmenden Büros haben 16 einen Entwurf eingereicht. Am 17.07.2020, also einen Tag nach Sitzung des Wettbewerbsbeirates, hat das Preisgericht zum ersten Mal unter dem Vorsitz von Frau Prof. Christl Drey, Stadtplanerin aus Köln, getagt und beschlossen, die sieben überzeugendsten Arbeiten unter Wahrung der Anonymität zur Weiterbearbeitung in die zweite Wettbewerbsphase zu nehmen. Hier erhielten die verbliebenen Büros nochmal zwei Monate Zeit, um ihre Konzepte auszuarbeiten.
Am 27.10.2020 ist das Preisgericht dann zum zweiten Mal zusammengekommen, um aus den sieben überarbeiteten Plänen zwei erste Preise und einen zweiten Preis zu bestimmen:
- 1. Preis: club L94 Landschaftsarchitekten, Köln / RÖVER Ingenieursgesellschaft, Beratende Ingenieure VBI, Gütersloh
- 1. Preis: bbzl böhm benfer zahiri Landschaften Städtebau, Berlin / ISAPLAN Ingenieur GmbH, Leverkusen
- 2. Preis: Faktorgruen Landschaftsarchitekten Beratende Ingenieure / Fichtner Water and Transportation, beide aus Freiburg im Breisgau
Alle drei Preisträger werden nun zu einem vergaberechtlich vorgeschriebenen Verhandlungsverfahren eingeladen, das letztlich entscheidet wer den endgültigen Zuschlag erhält.
Das Preisgericht
Das Preisgericht war wie folgt besetzt:
- Manfred Balg, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Wiesbaden
- Angela Bezzenberger, Landschaftsarchitektin, Darmstadt
- Prof. Christl Drey, Stadtplanerin, Köln
- Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Werner Durth, Architekt / Stadtplaner, Darmstadt
- Prof. Dr. Martin Eberle, Direktor der Museumslandschaft Hessen Kassel, Kassel
- Dr. Doris Fischer, Kunsthistorikerin / Denkmalpflegerin, Deutsches Nationalkomitee von ICOMOS e.V., Rudolstadt
- Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden
- Tobias Micke, Landschaftsarchitekt, Berlin
- Volker Mohr, Stadtplaner, Leiter des Amtes für Stadtplanung, Bauaufsicht und Denkmalschutz der Stadt Kassel, Kassel
- Christof Nolda, Architekt / Stadtplaner, Dezernent für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt der Stadt Kassel, Kassel
- Prof. Stefan Rettich, Architekt, LeipzigProf. Dr.-Ing. Hartmut Topp, Verkehrsplaner / Bauingenieur, Kaiserslautern
- Prof. Dr.-Ing. Hartmut Topp, Verkehrsplaner / Bauingenieur, Kaiserslautern
- Lars-Christian Uhlig, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn
- Susanne Völker, Kulturdezernentin der Stadt Kassel, Kassel
- Prof. Sophie Wolfrum, Stadtplanerin / Urbanistin, München
Als Stellvertretende Preisrichter waren einbezogen:
- Dr. Ulrich Adolphs, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Wiesbaden
- Norbert Arnold, Museumslandschaft Hessen Kassel, Kassel
- Prof. Rainer Sachse, Landschaftsarchitekt, Düsseldorf
- Dr. Sabine Schormann, Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Kassel
- Gisela Stete, Verkehrsplanerin / Stadtplanerin, Darmstadt
Als Sachverständige zur Vorprüfung und zur Beratung des Preisgerichtes wirkten mit:
- Heiko Büsscher, Stadtplanungsamt der Stadt Kassel, Kassel
- Wenzel Bratner, Gartendenkmalpflege, Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden
- Marion Fischer-Ebel, Stadtplanungsamt der Stadt Kassel, Kassel
- Dr. Georg Förster, Leiter Straßenverkehrs- und Tiefbauamt der Stadt Kassel, Kassel
- Julia Hahn, Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main
- Carola Metz, Leiterin Kulturamt der Stadt Kassel, Kassel
- Dirk Neubauer, Projektleiter Planung Verkehrsanlagen, Kasseler Verkehrs-Gesellschaft Aktiengesellschaft KVG, Kassel
- Volker Lange, Umwelt- und Gartenamt der Stadt Kassel, Kassel
- Dr. Micha Röhring, Museumsentwicklungsplanung, Museumslandschaft Hessen Kassel, Kassel
- Jasmin Sanchez Lux, Amt für Denkmalschutz der Stadt Kassel, Kassel
- Jochen Scharf, Stadtplanungsamt der Stadt Kassel, Kassel
- Dr. Anja Starick, Leiterin des Umwelt- und Gartenamts der Stadt Kassel, Kassel
Der Wettbewerbsbeirat
Neu in diesem Verfahren war die Einrichtung eines begleitenden Beirates, bestehend aus privaten und institutionellen Anliegern des direkten und des weiteren Umfeldes (u. a. Museumslandschaft Hessen Kassel, Vertreter*innen der Murhardschen Bibliothek, der Grimmwelt, des Elisabeth-Krankenhauses etc.), Schülervertretungen der in der Nähe gelegenen Gymnasien, Vertretern des Innenstadthandels, aus Fachberatungen zu allen hier vereinten Disziplinen, wie Stadtplanung, Landschaftsarchitektur, Denkmalschutz, Verkehrsplanung, Natur und Umwelt, Tourismus, aus den stadtentwicklungspolitischen Sprecher*innen der Rathausfraktionen sowie aus Vertreter*innen der städtischen Verwaltung.
Als ein besonderes Angebot der öffentlichen Diskussion und Beteiligung war der Beirat in der Startphase im Dezember 2019 und vor den jeweiligen Preisgerichtsitzungen im Juli und Oktober zusammengekommen. Die Ergebnisse der Beratungen wurden in den Auslobungstext aufgenommen bzw. als Bericht an die Preisrichter*innen weitergegeben.