
2. Preis
Landschaftsarchitektur
Faktorgruen Landschaftsarchitekten Beratende Ingenieure, Freiburg im Breisgau
Mitarbeiter*innen
Ricardo Patings, Adrian Curia, Giorgos Grevenaris, Florin Körber, Danilo Meixner
Verkehrsplanung
Fichtner Water and Transportation, Freiburg im Breisgau
Mitarbeiter*innen
Florian Krentel
Faktorgruen + Fichtner |
Leitidee des Verfassers
„Ziel der vorliegenden Planung ist es, dem Brüder-Grimm-Platz-Platz in der Reihe Friedrichsplatz und Königsplatz wieder seine Bedeutung zu verleihen und ihm seine eigenständige Form zurück zu geben. Am besten erscheint die Sechseck-Form aus der Zeit der Stadterweiterung im 19. Jahrhundert geeignet zu sein, um die gestiegenen verkehrlichen Anforderungen mit den städtebaulichen Rahmenbedingungen in Einklang zu bringen. [...]
Durch die Sechseckform gelingt die Symbiose aus eigenständigem Vorplatz für das Landesmuseum, unter Beibehaltung des Ensembles der Zufahrtssituation mit den begleitenden Linden. Durch Verlagerung der vorhandenen Stellplätze kann der Brüder-Grimm-Platz wieder für den Fußgänger zurückgewonnen und zu einem urbanen Platz mit „grüner Lunge“ entwickelt werden. Er vereint die Anforderungen aus der Stadtgeschichte und dem Denkmalschutz mit den Bedürfnissen einer modernen Stadtgesellschaft nach Klimaanpassung und Aufenthaltsqualität.“
Beurteilung des Preisgerichts
Die Verfasser bilden in mittlerer Platzlage einen sechseckigen Baumrahmen aus, der einerseits vor den Gebäuden einen linearen Vorraum definiert, andererseits im Zentrum des Stadtraums einen gut proportionierten zentralen Platz ausbildet.
Der Vorraum vor den Gebäuden kann jedoch aufgrund seines Korridorcharakters relativ wenig stadträumliche Qualität generieren. Es wird anerkannt, dass die Verfasser eine gegenwärtig realistische Stellplatzanzahl vorsehen. Die Positionierung der Stellplätze vor der ehemaligen Tapetenfabrik wird jedoch als problematisch bewertet. Die Sinnhaftigkeit einer zusätzlichen Baumreihe vor den Gebäuden, die die Fassaden verstellt, wird anzweifelt.
Der Baumrahmen wird mit großer Klarheit als von Bäumen überstellte Rasenfläche ausgebildet. Die sechseckige Kontur des Gehölzstreifens im fünfeckigen Stadtraum, insbesondere am Turm des Landesmuseums, kann dagegen nicht überzeugen.
Die Qualitäten des zentralen Platzes werden kontrovers diskutiert. Der Platz kann sich zu einen qualitätvollen Raum entwickeln, wenn es gelingt den Durchgangsverkehr deutlich zu reduzieren und hier einen Begegnungsraum auszubilden. Der Ort hätte dann das Potential, ein positives Signal für die Verkehrswende zu setzen und Aufenthaltsqualitäten zu generieren.
Diese Entwicklung wird jedoch aufgrund der hohen Bedeutung des Platzes sowohl als übergeordnete Erschließungsachse, als auch als wichtige ÖPNV Trasse - zumindest in einem absehbaren Zeitraum - als unwahrscheinlich betrachtet. Von Seiten der Verfasser werden außer der Reduktion auf eine Fahrspur keine weiteren verkehrsberuhigenden Maßnahmen vorgesehen. Bei dem heutigen Verkehrsaufkommen bietet sich die zentrale Platzlage nicht als Hauptaufenthaltsraum an.
Insgesamt gelingt es dennoch, einen interessanten Stadtraum zu kreieren, der den großdimensionierten Platz auf einen menschlichen Maßstab herunterbricht und in der Mitte einen prägnanten Freiraum ausbildet. Dabei wird die für die Aufenthaltsqualität problematische Verkehrssituation jedoch nicht durch gestalterische Maßnahmen kompensiert, oder integriert, sondern im Sinne einer störungsfreien zukünftigen Entwicklung umgedeutet.