
1. Preis
Landschaftsarchitektur
clubL94 Landschaftsarchitekten, Köln /
Mitarbeiter*innen
M. Eng. Landschaftsarchitektur Stefanie Esser
B. Eng. Landschaftsarchitektur Anna Kuptz
Verkehrsplanung
Röver Ingenieurgesellschaft mbH, Gütersloh
Mitarbeiter*innen
Dipl.-Ing. (FH) Ralf Düspohl
clubL94 + Röver |
Leitidee des Verfassers
„Das Freiraumkonzept für den Brüder-Grimm-Platz interpretiert die Historie dieses Ortes neu und übersetzt die ursprünglichen Platzgestaltungen in einen zeitgenössischen Kontext. Der Platz und seine Gestalt haben im Laufe der Zeit viele Veränderungen erlebt, die aktuell jedoch nicht mehr abzulesen sind. Das neue Konzept für die Platzgestalt vermittelt auf eine subtile Weise die Geschichte des Ortes und verschafft ihm dadurch eine neue, zeitgemäße Identität. Für den Brüder-Grimm-Platz ist sowohl eine grüne als auch eine städtische Gestalt vorgesehen, die Aufenthaltsqualität schafft und dabei den verkehrlichen Anforderungen gerecht wird.“
Beurteilung des Preisgerichts
Der Beitrag 101 überrascht mit der starken Idee, in die seit 1913 prägende Grundrissfigur des Brüder-Grimm-Platzes eine Kreisform einzuschreiben. In Erinnerung an die frühere Platzgestalt eines mit Bäumen umgebenen Rondells soll in diesem Kreis inmitten des Platzes ein ‚Märchenwald‘ mit Farnsträuchern und Moosen als dichten Bodenbewuchs sowie hochstämmigen Kiefern und Lärchen angelegt werden. Ein geometrisch klar begrenzter poetisch anmutender Erlebnisraum mit kleinteiligem Beleuchtungskonzept soll geschaffen werden, der Assoziationen an die Märchenwelt der Brüder Grimm wachrufen soll. Dieser eigenständig künstlerische, szenografische Ansatz fasziniert durch das ein-drucksvolle Gegenüber der historischen Randbauten mit großzügigen Vorzonen vor den verschiedenen Gebäuden ei-nerseits und der kompakten Vegetation in der Mitte des Platzes andererseits.
Dieses Baumrund wird jedoch durch die weiterhin vorhandenen Verkehrsanlagen zerschnitten und segmentiert. In-frage steht, ob diese einzelnen Segmente noch als Einheit erfahrbar sein werden, zumal sie nach den Vorstellungen der Verfasser nicht zugänglich und nur von außen sichtbar sein sollen. Problematisch erscheint auch der Vorschlag, hochstämmiger Nadelbäume, die aus der Fernsicht die Raumkanten und Fassaden des Platzes eher verdecken als städtebaulich akzentuieren. Das Motiv des Waldes in diesem Beitrag wird vom Preisgericht in seiner symbolischen Dimension gewürdigt.
Die Transformation der Entwurfsidee in städtebauliche Wirklichkeit bleibt jedoch fraglich: lässt sich das Bild von Natur auf diese Weise in die Stadt projizieren?
Eine sofortige und sichtbare Veränderung hin zu einer klaren Platzgestaltung und mit einer spürbaren Verbesserung der Aufenthaltsqualität der Flächen rund um das neue Rondell könnte in kurzer Zeit hergestellt werden. Der Entwurf erhält den Großteil der Bestandsbäume und schafft ein großes Grünvolumen. Somit birgt der Entwurf eine starke stadtökologische Setzung, die zugleich ein emotionales Angebot bereithält. Die dafür vorgeschlagene Vegetation kann jedoch nicht überzeugen.
Die wesentliche Stärke des Beitrags besteht darin, dass der Entwurf ‚Ruhe‘ in die schwer bespielbare, weil verkehrs-dominierte Mitte des Platzes bringt und der eigentlichen Platznutzung an den Rändern neuen Raum eröffnet.